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Für viele Kinder und Jugendliche ist Gewalt das einzige Mittel, um Probleme zu lösen. Dies tun sie nicht, weil sie Gewalt gut finden, sondern weil sie für sich noch keine andere Möglichkeit gefunden haben mit Problemen umzugehen. Oft erleben sie, dass selbst Erwachsene um des eigenen Vorteils willen, nicht gerade freundlich mit anderen Menschen umgehen.
Sie erleben in Filmen böse Intrigen, die belegen, dass man auf diese Weise etwas erreichen kann, und sie wollen unter ihres Gleichen (Peers) nicht als schwach abgestempelt werden.Unsere Realität zeigt allerdings, dass Kinder und Jugendliche sehr wohl in der Lage sind, sich in Konflikten konstruktiv zu verhalten und ihre Probleme untereinander zu regeln.

Oft fehlt ihnen lediglich eine Idee, wie sie diesen Weg gehen können. Seit einigen Jahren helfen an unserer Schule ausgebildete Schülermediatoren mit Hilfe der konstruktiven Konfliktvermittlung (Mediation), ihren Mitschülern neue Wege im Umgang mit Konflikten näher zu bringen. Wenn es die Streitparteien wünschen, hilft der Mediator quasi von „außen“, also als „allparteiliche“ Person, den Konflikt nach einer klaren Struktur zu lösen.

Er sorgt dafür, dass die Beteiligten die Grundregeln des Umgangs beachten, er sichert die Kommunikation zwischen den „Streithähnen“ und hilft bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten. Wie können Schülerinnen und Schüler Mediatoren werden?

Interessierte Schülerinnen und Schüler (ab 9. Klasse) melden sich ganz einfach zur AG-Schülermediatoren an und nehmen dann an einem sechstägigen Grundseminar teil.
Die gesamte Ausbildung geht über ein ganzes Jahr, in dem immer wieder Trainingseinheiten stattfinden aber auch bereits Mediationen durchgeführt werden sollen.


Folgende Inhalte werden während der Grundausbidung vermittelt:

- Analyse der verschiedenen Umgangsformen mit Konflikten
- Merkmale, Prinzipien und Grenzen der Mediation
- Rolle der Mediatorin / des Mediators
- Strukturierung des Mediationsverlaufs (5-Phasen-Modell)
- Kommunikations- und Verhandlungstechniken
- Praktische Anwendung in vielfältigen Rollenspielen und nachbereitende Reflexion
- Selbstreflexion unter Zuhilfenahme von Filmausschnitten der Rollenspiele
- Grenzen/Möglichkeiten als „Online-Mediator“


Schülermediatoren im schulischen Einsatz?

Sprechzeiten: Jeden Montag, Mittwoch, Freitag in der 2. großen Pause im Besprechungszimmer der Helenenstraße (Gebäude der zehnten Klassen).

Weitere Kontaktmöglichkeiten über die Klassenlehrer, Beratungs- und Vertrauenslehrer, die Sozialpädagogen.

Mediatoren 2016

2016

Mediatoren 2015

2015

Mediatoren 2014

2014

Mediatoren 2011

2013

2012  Eindrücke

2011

2010

Zeitungsartikel

Parteilichkeit strengstens verboten

Am Gymnasium Salzgitter-Bad schlichten zehn Jugendliche Streit von Mitschülern

SALZGITTER-BAD. Zickenzoff? Freundin ausgespannt? Discman zerstört und keine Chance auf Wiedergutmachung? Missverständnisse ohne Ende? Die ganze Klasse ist gegen mich? Am Gymnasium Salzgitter-Bad nehmen sich besonders ausgebildete Schüler solcher Probleme an. Denn es muss nicht immer brutale körperliche Gewalt sein, die ein Schülerleben zur Qual macht. Mareike Freisler und Fabian Bothe zählen zum zehnköpfigen Team der Streitschlichter. Jeder in der Schule kennt sie, Schüler wie Lehrer. Vor zwei Jahren noch waren sie "nur" Paten für die Kleinen. "Dann wurde uns eine Fortbildung in der Katholischen Familien-Bildungsstätte angeboten", berichtet Mareike Freisler. Profis brachten damals noch zwölf Schülern, zwei haben inzwischen nach ihrem Abitur das Gymnasium verlassen, das Abc der Streitschlichtung (Mediation) bei.

Einmischen selten nötig

Wenn es irgendwo brennt, ist das Büro von Schul-Sozialpädagogin Susanne Wessel die erste Anlaufstation. Sie aktiviert dann die Konfliktlotsen und mischt sich nur bei absoluten Schwierigkeiten ein. "Das passiert aber höchst selten", betont die Frau. Die Arbeit der jugendlichen Mediatoren schätzt sie sehr: "Sie sind einfach näher dran an ihren Altersgenossen als Erwachsene." Nein, überlastet seien sie nicht, sagen Fabian Bothe und Mareike Freisler. Auf der anderen Seite könnten sie aber an ihrer doch recht beschaulichen Schule auch keineswegs über Langeweile klagen. Fabian Bothe: "Ein bisschen Zeit muss man für diese Aufgabe schon mitbringen." Manchmal dauerten die Sitzungen nur eine halbe Stunde. Manchmal aber vergehe auch ein ganzer Nachmittag, bis die beiden Kontrahenten mit sanfter Hilfe Lösungen für ihr Problem gefunden hätten, die beide bereit seien zu tragen. Das im Übrigen absolut verschwiegene Gespräch beginne mit einer nach außen völlig banal wirkenden Vorbereitung. "Wir stellen die Stühle so, dass sich die beiden Zankhähne nicht die ganze Zeit anschauen müssen, aber nicht zu nah zusammensitzen. Das entspannt die Atmosphäre", erklärt Mareike Freisler. Jeder erhalte zu Beginn die Chance, die Dinge aus seiner Sicht zu schildern. Unterbrechungen oder gar Beleidigungen des Gegenspielers seien dabei strikt verboten, erläutert die 16-Jährige das weitere Vorgehen. "Wir lassen uns dabei nie auf eine Seite ziehen, bleiben immer neutral", ergänzt ihr 19-jähriger Teampartner. Und meist haben die jungen Leute damit Erfolg. Zum ersten Mal hörten die Gegner, wie sich der andere fühlt, merkten sie, dass ihr Konflikt auf Missverständnissen basiert. Und mehr noch: "Oft stellen wir aber auch fest, dass die Ursachen für den Ärger viel weiter zurückliegen, als die beiden denken. Dass der aktuelle Streit also nur das Fass zum Überlaufen brachte."

Treffen nach zwei Wochen

Bei einem Nachtreffen etwa drei Wochen später wird dann geklärt, ob sich die Parteien an ihre Vereinbarungen gehalten haben. Oft sei das der Fall, aber manchmal offenbare auch dieser Termin weiteren Beratungsbedarf. Ob ihr Engagement sie auch persönlich voranbringt? "Ja", antworten beide Streitschlichter spontan. Was aber nicht heißen will, dass sie sich überhaupt nicht mehr zünftig zankten. "Aber", gibt Mareike Freisler zu, "Ich frage mich in solchen Situationen dann immer öfter selbst, was ich denn hier eigentlich mache." Ein Streitschlichter-Projekt empfehlen die beiden jeder Schulform. Sicherlich erfordere dieses Engagement an anderen Schultypen noch etwas mehr Mut und auch mehr Zeit. Aber Reibereien der Art, die sie kennen, gebe es überall. Und wenn Schüler diese Konflikte mit Hilfe von nahezu Gleichaltrigen in den Griff bekämen, tue das dem Schulklima nur eins: gut.

aus: Salzgitter-Zeitung vom 13.02.2004 von Karen Fröhlich