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Am 9.11.2023 veranstaltet die Kirchengemeinde Trinitatis mit Frau Köbrich, Frau Bötel und den Religionsgruppen der Klassen 10F1 und 10F2 in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Stadtgeschichte Salzgitter einen Gottesdienst, um an die Pogromnacht, in der viele jüdischen Menschen leiden mussten, zu erinnern. Der Gedenkgottesdienst wird seit 15 Jahren immer mal wieder auch zusammen mit Schülergruppen organisiert. Die Intention hinter dem Gottesdienst und der Organisation ist, an diesen schrecklichen Tag zu erinnern und das Leid der Menschen nicht zu vergessen. Aber auch in Verbindung zum Glauben und zum Religionsunterricht soll gezeigt werden, dass der Glaube sich einmischen soll, dort, wo gegen die Botschaft Jesu gehandelt wird. Beim Erarbeiten von Biografien jüdischer und anderer Frauen lernten Schülerinnen und Schüler den Nationalsozialismus und den Holocaust aus verschiedenen Perspektiven in seiner Grausamkeit kennen. Um sich vorzubereiten, arbeiteten viele Schülergruppen an Biografien, die sie dann beim Gottesdienst vortragen werden. Die Arbeit an den Biografien beanspruchte viel Zeit, der sorgsame, respektvolle und verantwortungsvolle Umgang mit den Biografien stand für die Gruppen an erster Stelle. Vor 85 Jahren wurden am 9. November 1938 mehr als 1.300 Menschen ermordet, über 30.000 Jüdinnen und Juden verhaftet, 1.406 Gottes- und Gemeindehäuser zerstört und mehrere Tausend Geschäfte verwüstet. Um an diesen menschenverachtenden, antisemitischen Verbrechen, die Pogromnacht zu erinnern, treffen sich heute am 9.11.2023 zwei Religionsgruppen der 10. Klassen des Gymnasiums Salzgitter-Bad, um nach mehreren Wochen Vorbereitung endlich ihre Projektarbeiten vorzustellen.

Am 9. November 2023 läutet um 18Uhr die Kirchenglocke der St.-Mariae-Jakobi-Kirche und alle Schülerinnen und Schüler treten bereits eine Stunde vor dem Gottesdienstbeginn in die Kirche ein, um sich vorzubereiten und Probeläufe zu machen. Unter den Schülerinnen und Schülern herrscht vor allem Nervosität, aber auch Vorfreude darauf, ihr Wissen zu teilen. Miriam Bötel konnte wegen Krankheit leider nicht erscheinen, dies brachte Beate Köbrich jedoch nicht aus dem Konzept, trotz kleiner Nervosität ist sie zuversichtlich, dass alles wie geplant verläuft. Die Pfarrerin Dagmar Janke ist ganz überrascht von dem guten Engagement und der Selbständigkeit der Gottesdienstgruppe. Alles ist aufgebaut und geprobt. Der Glockenklang begrüßt um 19 Uhr die Gäste. Am Eingang werden neben denGottesdienstblättern auch Decken von Schülerinnen und Schülern ausgeteilt, da die frische Herbstluft durch die Kirche zieht. Viele Eltern der Schülerinnen und Schüler sind vor Ort sowie Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums Salzgitter-Bad, aber auch Kirchenmitglieder und Menschen, die durch die zuvor verteilten Flyer der Werbegruppe darauf aufmerksam wurden. Die St.-Mariae-Jakobi-Kirche füllt sich immer mehr mit Menschen, die heute hier erscheinen, um der Opfer der Pogromnacht zu gedenken. Eingeleitet wird der Gottesdienst mit der Eingangsmusik, die von Frau Dr. Poethke gespielt wird. Zwei Schülerinnen begrüßen die Gemeinde und verdeutlichen den Hintergrund des Gottesdienstes: Antisemitismus ist nicht nur damals, sondern heute noch real und ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Die Pfarrerin Dagmar Janke appelliert zur Verbundenheit mit Betroffenen in israelischen Kriegsgebieten. Unter den Gottesdienstbesuchern stellt sich eine nachdenkliche Stimmung ein. Die durch Dagmar Janke angeleitete Stille-Übung lässt die Besucher kurz innehalten, um sich der Geschehnissen heute bewusst zu werden. Währenddessen zünden die Schülerinnen als Gedenken an die Kriegsopfer Kerzen an. Mit Orgelklang wird der Gesang angeleitet und verbinden die Menschen zu einer Gemeinschaft. Frau Köbrich präsentiert mittels Beamer zunächst anhand von aktuellen Fotos, die auf einer weißen Leinwand mit einem Beamer projektiert werden, das ehemalige Frauen-Konzentrationslager in Salzgitter-Bad und den dazu gehörenden Gedenkstein, der sich seit 1995 an der Friedrich-Ebert-Straße in Salzgitter Bad befindet. Als nächstes projektieren fünf Schüler des Gymnasiums ein Paperclip-Video, welches die Lebensgeschichte der ehemaligen, im KZ-Salzgitter-Bad stationierten Jüdin Anna Budzik zeigt. Die Vorstellung der Schülerprojekte ist im vollen Gange und die Besucher werden dazu aufgerufen sich weitere Biografien von den verschiedenen internierten Frauen bei einem Wandelgang durch die Kirche anzugucken. Die Schülerinnen und Schüler konnten diese ausführlichen Informationen über die Frauen mit Unterstützung von Julia Braun, die im Arbeitskreis Stadtgeschichte Salzgitter arbeitet, erlangen. Alle Besucherinnen und Besucher sind interessiert an den einzelnen Lebensgeschichten und schauen sich die Pinnwände an. Nachdem alle wieder zu ihrem Platz gefunden haben, wird das Glaubensbekenntnis von Seoul (1990) vorgelesen. Nach einem weiteren Lied, beruft sich Pfarrerin Dagmar Janke auf Erich Frieds Gedichte und Erfahrungen, die sich unter anderem mit dem Umgang mit Feindeshass beschäftigen. Als Nächstes halten die Schülerinnen und Schüler der Gottesdienstgruppe Fürbitte. Diese Bitten handeln davon, dass wir Menschen klug werden und gemeinsam gegen Vorurteile gegenüber Minderheiten stehen sollen. Der Gottesdienst neigt sich nun dem Ende zu und es wird das Vaterunser gebetet sowie ein Segen ausgesprochen. Beate Köbrich bedankt sich bei allen Besucherinnen und Besuchern. Mit Musik zum Ausklang endet ein sehr aufschlussreicher Gottesdienst.

Der Gottesdienst erinnerte daran, dass Antisemitismus bekämpft werden muss, damit Schülerinnen und Schüler in 85 Jahren nicht wieder Biografien über heute schreiben. Denn – nie wieder ist jetzt!

(geschrieben von Katharina Käfer, Emily Gabryszewski, Kinga Mrozik (Religionskurs JG 10 Gymnasium SZ-Bad)

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